Lebensgeschichten
Erste Missionserfahrungen in Indien
von Sr. M. Edith
Am 23. Januar 1973 wurden wir, Schwester Inviolata, Schwester Christiana und ich, in die Mission ausgesandt. In der Mutterhauskapelle des Marienhofes empfing jede von uns das Missionskreuz und den Segen für unsere Arbeit von Herrn Rektor Bastgen.
Unter Begleitung von Mutter Euthymia fuhren wir zum Flughafen in Frankfurt. Mit uns reisten Schwester Hildegardis, Schwester Lioba und Schwester Silvia.
Bei unserer Ankunft in Nagpur wurden wir von Hochwürden Bischof Januarius begrüßt. Er begleitete uns bis zum Bischofshaus in Ballarharshah in Chanda.
Zunächst sollten wir unsere Hindi- und Englischkenntnisse vertiefen und Missionserfahrungen sammeln.
Da wir aber noch keinen Konvent in Chanda hatten, wurden wir für ein Jahr zu den Kreuzschwestern nach Bihar Hazaribadh gesandt. Monsingore Januarius sowie Schwester Hildegardis und Schwester Lioba begleiteten uns. Wir fuhren ca. 2 Tage mit dem Zug.
Die Kreuzschwester zeigten uns ihre verschieden Filialen: Kinderheime, Schulen, Krankenhäuser, Sozialstationen und Haushaltsschulen. Auch besuchten wir einige Hindutempel. Mitte Februar verabschiedeten sich Sr. Hildegardis und Sr. Lioba von uns und kehrten nach Deutschland zurück.
Wir lebten nun ganz bei den Kreuzschwestern. Nun erhielten wir von einer Lehrerin Unterricht in Englisch und Hindi und besuchten verschiedene religiöse Kurse.
Wir nahmen an ihren Gebeten und Mahlzeiten teil. Die Schwestern nahmen uns mit zu den Leuten in den Dörfern. Diese waren sehr arm, aber sehr lieb und großzügig. Sie haben uns begrüßt, geehrt und unsere Füße gewaschen.
Jede von uns blieb für einige Tage in einem der Dörfer und lebte mit einer Familie zusammen, um die Lebensweise und Kultur der Menschen in diesem Bundesland kennen zu lernen. Am 7. Januar 1974 fuhren wir nach Chanda und gründeten unsere erste Filiale in Warur.
Am 20. Januar 1974 wurde das Haus von Bischof Januarius eingeweiht. Er gab ihm den Namen „Tera Prem“. Nun mussten wir wieder eine neue Sprache lernen: die Landessprache Maratti. Ein Lehrer unterrichtete uns.
Zu unserem Gebiet gehören mehre Dörfer. Wir lernten auch Fahrrad fahren. An jedem Tag besuchten wir mit den Fahrrädern ein anderes Dorf.
Ein Pater feierte mit uns und einigen Christen dort die hl. Messe.
Anschließend boten die Leute uns Tee an, den sie mit ihrem Sari gesiebt hatten. Die Leute wohnten in kleinen Hütten, die zum Teil nur aus einem Raum bestanden. Die meisten Leute waren Analphabeten, da sie keine Gelegenheit hatten, eine Schule zu besuchen.
Um nun den Kindern einen Schulbesuch in Warur zu ermöglichen, wurde neben unserem Haus ein Internat gebaut. Die Eltern brachten ihre Kinder zu uns. Einige hatten so großes Heimweh, das sie am Abend, während wir im Gebet waren, nach Hause liefen. Der Pater und die Katecheten holten sie zurück.
Nach unseren Dorfbesuchen kochten wir hinter unserem Haus am offenen Feuer unser Mittagessen.
Damals gab es in Warur noch kein Gemüse. Mit dem Bus fuhren ein Katechet und wir zum Markt in das 50 km entfernte Chanda. Die Straßen waren sehr staubig. Vor lauter Staub konnte man unterwegs nichts sehen.
Nach dem Einkaufen kehrten wir durstig nach Hause zurück. Wir hatten nichts getrunken, denn das Wasser in Chanda war nicht sauber.
Diese erste Zeit in unserem Missionsgebiet war für uns sehr schwer. Solch eine Hitze und den Staub waren wir von Kerala und Deutschland nicht gewohnt.