Meditation zum Altarrelief

Altarbild in der Mutterhauskirche, Marienhof Koblenz

"Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis" (Weish. 1,7)
Motiv: Altarrelief der Mutterhauskirche Marienhof Koblenz
Künstler und Architekt: Felix Lüttgen, Koblenz, Marienhof
Meditation: Schwester M. Klaudia Kuhn, Marienhof

Das Bild als Gesamtheit

Schauen wir uns dieses Relief einmal in seiner Gesamtheit an.
Was fesselt den Blick am ehesten?

  • Das an der Altar-Rückwand angebrachte helle Stuckrelief mit der Taube, dem Symbol des Heiligen Geistes, als Mitttelpunkt?
  • Der Tabernakel mit dem hochaufgerichteten Prozessionskreuz?
  • Der in Form einer Opferschale geschwungene Altar?

Es ist schwer zu sagen.
Die Zuordnung von Altar, Tabernakel mit Kreuz und Hl. Geist

  • ihre Größe,
  • die Ausgeglichenheit der ruhigen, architektonischen Struktur und der klaren Farbtöne, die ohne Übergang zueinander passen...
    verkünden Harmonie und Geschlossenheit.

Der Hl. Geist wirkt klein in dieser Komposition;
er tritt vorher -
unscheinbar, aber so gewaltig, dass sein Kommen große Wellen schlägt.

Wie eine Schallmauer durchbrechend ist der da;
er bringt Leben, Bewegung, Dynamik ins Bild.
Von ihm geht eine Strahlkraft aus,
die alles überflutet.

Schauen wir uns die Wellen und Strahlen genauer an,
erkennen wir, dass

  • die Wellen immer größer werden und weiter schwingen...
  • die Strahlen immer zahlreicher und intensiver werden.

Sieben großen Wellen-Strahlen beherrschen das Bild
und scheinen ins Uferlose zu gehen -
e i n Strahl ladet sich besonders weit aus
und umschließt Kreuz, Tabernakel und Altar.

CHRISTUS - ist in dieser Komposition der Mittelpunkt.
CHRISTUS - der Mittelpunkt einer Kirche, die dem Hl. Geist geweiht ist?

Theologische Interpretation

Das Joh. Ev. (1,1-6) kann uns dieser Frage etwas näher bringen:
Im Anfang war das Wort...

Mit der MENSCHWERDUNG des Sohnes ist zugleich der Ursprung des Geistes in die Zeitlichkeit eingetreten:
In Jesus wird der Geist erfahrbar

  • als Geist, der in Wüsten treibt...
  • als Geist, der in Jesus betet...
  • als Geist, der aus dem Herzen Gottes kommt....

Und bei Joh. 7,39 heißt es: "Der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht war."

Erst nachdem Jesus den Abgrund der Verlassenheit durchschritten hat, sind die Menschen nie mehr verlassen.
Jesus lässt uns nicht allein zurück (Joh. 14,18), sondern hinterlässt uns seinen Geist, der bei uns bleibt in alle Zukunft (Joh. 14,16).

Und so ist das Kreuz nicht das Ende der Geschichte Gottes mit uns,
sondern diese geht weiter in der Geschichte des Heiligen Geistes,
im Fortgang der Geschichte des Menschen.

Schauen wir uns das Stuckrelief noch einmal an:
Das, was Konrad Ferdinand Meyer in seinem Gedicht "Der römische Brunnen" ausdrückt, könnte in diesem Zusammenhang auch auf die Sinnerfüllung des menschlichen Lebens übertragen werden:

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
er voll der Mamorschale Rund,
die, sich verschleiernd, überfließt
in einer zweiten Schale Grund;
die zweite gibt, sie wird zu reich,
der dritten wallend ihre Flut,
und jede gibt und nimmt zugleich
und strömt und ruht.

Die Wasser brausen in die Tiefe.
Und ihr Gefälle ist dort am größten, wo die tiefste Bedürftigkeit ist.

Vertiefung

Richten wir unseren Blick noch einmal auf den Mittelpunkt unserer Kirche, das Kreuz.
Sohn und Geist erscheinen in unendlicher Bewegung -
in der Bewegung

  • des Sendens und Sich-Senden-Lassens,
  • des Sich-Hingebens im Tabernakel und
  • des Sich-Hingeben-Lassens auf dem Altar.

Ein Empfangen von oben -
ein Weiterschenken nach unten....

"Ein Bespiel habe ich Euch gegeben,
damit auch Ihr tut,
wie ich getan habe." (Joh 13,15)

Geisterfahrung

hat immer etwas mit unserem dynamischen Verhältnis durch Christus zum Vater und zu den Mitmenschen zu tun.

Je offener wir sind,

  • umso klarer hören wir die Anforderungen des Hl. Geistes
  • umso bereiter können wir empfangen
  • umso mehr können wir weiterschenken.

In dem Maße, als wir andere trösten,
erfahren wir den Tröster,

In dem Maße, als wir anderen beistehen,
erfahren wir den Beistand.

In der Kraft des Heiligen Geistes
werden wir Wege sehen,
werden wir Aufgaben meistern können
und der Gottesliebe Zeugnis geben, als
"Werkzeuge des Heiligen Geistes."

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