Geistliche Impulse: Meditation zum Osterfest
von Sr. M. Gregoria, Generaloberin
Liebe Mitchristen,
herzliche Festtagsgrüße sende ich Ihnen aus dem Mutterhaus der Schwestern vom Heiligen Geist im Koblenz. Ich hoffe, dass Sie Alle eine fruchtbare Fastenzeit erlebt haben als Einzelne und auch als Familie, sowohl auch als Pfarreiengemeinschaft.
Bild: Eugène Burnand, Die Jünger Petrus und Johannes eilen zum Grab am Auferstehungsmorgen, 1898
Paris, Musée d'Orsay
Der Apostel Johannes berichtet uns am Osterfest von einem Wettlauf, der weder einen Sieger noch einen Verlierer kennt, sondern nur ein gemeinschaftliches Ziel. Johannes, der als Erster am Grab ankommt, wartet und lässt Petrus zuerst ins Grab hineinschauen. Beide sind im Apostelkollegium und in der Urgemeinde hoch geschätzt: Der Jünger, „den Jesus liebte“, und der „Fels“, auf den Jesus seine Kirche bauen wollte. Beide sind sie Weggefährten bis ans Grab. Gut, wer solch einen schweren Weg nicht alleine gehen muss, wer jemanden hat, der mitgeht, wenn es ans Ende geht und wenn es ums Ganze geht; jemanden, der den Mut hat, mit hineinzuschauen in das Dunkel und der auch dann nicht wegschaut, wenn es keine Hoffnung und keine Zukunft zu geben scheint.
Was mag den beiden Aposteln vor dem Grab nicht alles durch den Kopf gegangen sein: wahrscheinlich die schrecklichen Bilder der Gefangennahme Jesu, seiner Verurteilung, seines Kreuzweges und am Schluss das schreckliche Sterben am Kreuz. Sie standen wohl noch immer unter Schock, als sie die Schreckensnachricht der Frauen hörten: „Der Leichnam Jesu ist verschwunden!“ Das brachte sie in Bewegung – in Richtung zum Grab!
Die beiden Jünger stellen sich der Wirklichkeit, ja sie rennen, um sich Gewissheit zu verschaffen, auch wenn es das Ende Ihrer Hoffnungen bedeutete. Es war ein Wettlauf zum Grab! Jeder nähert sich auf seine Weise dem Grab. Johannes, der Lieblingsjünger, ist schneller, aber er wartet und lässt Petrus, dem Ersten des Apostelkollegiums, den Vortritt. Petrus prüft die Situation und stellt fest: der Leichnams ist nicht da. Eine nüchterne Bestandsaufnahme.
Danach betritt auch Johannes das Grab. Auch er registriert die Fakten, aber er blickt tiefer: „er sah und er glaubte“ (Joh 20,8). Der Evangelist führt erklärend, ja fast entschuldigend hinzu: „Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.“ (Joh 20,9)
Ostern beginnt dort, wo Menschen sich wieder aufmachen und aufzubrechen beginnen auf ein Ziel zu, das sie nicht kennen, einfach getrieben, von einer Ahnung, die sich anstecken lässt von einer unzerstörbaren Hoffnung. Dort beginnt Ostern und – Gott sei Dank – auch heute immer wieder aufs Neue.
Ich wünsche Ihnen eine frohe und gesegnete Osterzeit.
Ihre Schwester M. Gregoria, Generaloberin
Liebe Freunde, dieses Jahr standen alle unsere Vorbereitungen auf das Hochfest der Auferstehung unseres Herrn unter der Sonne der unendlichen Barmherzigkeit Gottes! Ein Gott, der seinen eingeborenen Sohn zur Erde sendet, um die Tiefe und Größe Seiner barmherzigen Liebe zu uns Menschen zu offenbaren durch Wort und Tat, bis zum Kreuzestod!
Wir alle sind aufgerufen, Mitarbeiterinnen Gottes zu sein, um seine Barmherzigkeit in unserer Welt von heute erfahrbar zu machen.
Möge die Auferstehung Christi unserem Leben einen neuen Schwung geben, damit jede einzelne von uns als Zeichen der Hoffnung für die Mitmenschen unserer Zeit werden.